Viele Medaillen und etwas Wehmut

Zwei Kuhschellen, viele Rekorde und über 60 Podestplätze: Der TV Lindenberg setzt bei seinem Schwimmfest ein dickes Ausrufezeichen – und nimmt zugleich Abschied.

„Unsere Schwimmer haben zum Abschluss ein richtiges Ausrufezeichen gesetzt“, freut sich Abteilungsleiter Olaf Langes vom TV Lindenberg. Beim 4. Internationalen Schwimmfest in Lindenberg haben die 13 Starter des Gastgebers nicht nur 63 Einzelmedaillen geholt, sondern – was noch viel wichtiger ist – auch als Mannschaft brilliert. Sie holten gleich zwei der vier Kuhschellen, die in den prestigeträchtigen Staffelwettbewerben vergeben wurden. „Das war eine sehr erfreuliche Überraschung“, sagt Langes mit Blick auf die starke Konkurrenz. Insgesamt waren 220 Schwimmer aus 25 Vereinen aus Bayern, Württemberg, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz am Start.

Der mehr als achtstündige Wettkampf war mal wieder eine Mammutaufgabe. Doch alles lief wie am Schnürchen. Die 45 eigenen Helfer und die 25 externen Kampfrichter zogen alle an einem Strang – und so gelang auch zeitlich eine Punktlandung: „Nach über 1000 Starts waren wir sogar zwei Minuten früher fertig als geplant“, sagt Langes.

Der passende sportliche Schlussakkord war dabei der Staffelwettbewerb über 4 x 50 Meter Freistil. Angetrieben vom mächtigen Klang der vier Kuhschellen schwammen Justin Herthnek, Cilian Claus, Hanna Wagner und Ron Epple zum Sieg (1:51,35 Minuten). Dieses Quartett hatte mittags bereits die Staffel über 4×50 Meter Lagen gewonnen – und somit dafür gesorgt, dass der TVL nicht wie erhofft nur eine, sondern wie im Vorjahr sogar zwei Kuhschellen behalten darf. „Sie waren bis unter die Haarspitzen motiviert. Es sind derzeit auch unser formstärksten und stabilsten Schwimmer. Sie sind bei Wettkämpfen immer sehr fokussiert“, sagt Langes.

590 Medaillen wurden vergeben und vor Ort individuell graviert. Der TVL nutzte seinen den Heimvorteil kräftig und schlug ordentlich zu. Allen voran Ron Epple, der sieben der 46 Goldmedaillen holte. Zudem verbesserte der 19-Jährige zwei Vereinsrekorde, die er selbst aufgestellt hatte: Über 100 Meter Rücken war er vier Zehntel schneller als vor vier Monaten in Immenstadt (1:02,75 Minuten) und über 200 Meter Rücken verbesserte er seinen vor zwei Jahren in Lindenberg erzielten Rekord sogar um dreieinhalb Sekunden (2:19,00 Minuten).

Lobende Worte fand Trainer Johannes Epple, der seinen 13 Schützlingen vor allem auf den Weg gegeben hatte, beim letzten Auftritt im heimischen Hallenbad Spaß zu haben: „Die Leistungen aller sind sehr zufriedenstellend bis top.“ Nicht nur wegen der zwei Kuhschellen und 63 Medaillen. Die TVL-Schwimmer stellten bei fast der Hälfte aller Starts auch neue persönliche Bestleistungen oder Saisonrekorde auf. Und für Laurenz Hofer gab es noch eine besondere Überraschung: Bei der Siegerehrung sang ihm die ganze Mannschaft ein Ständchen zum 17. Geburtstag.

„Mehr als zufrieden“ ist Abteilungsleiter Olaf Langes mit dem Wettbewerb, der wieder mit einer vollautomatischen Zeitnahme inklusive Echtzeit-Anzeigetafel aufwartete. Auch die Resonanz der Gastvereine sei wieder sehr positiv gewesen. Es war allerdings das vorerst letzte Schwimmfest in Lindenberg. In gut zwei Wochen wird das Hallenbad abgerissen. „Als nach dem Abbau alles leer war, kam schon ein bisschen Wehmut auf“, gesteht er. Zugleich ist er aber auch voller Vorfreude: „In drei Jahren haben wir ein umso schöneres Bad.“ Auch die Schwimmer selbst verspürten einen gewissen Abschiedsschmerz. Denn jeder kennt hier jede Fliese.

Bürgermeister Eric Ballerstedt, der eine Siegerehrung übernahm, war sehr angetan von der tollen Stimmung. Dafür lohne es sich, ein neues Bad zu bauen. Kuhschellen an Lindenberger Staffeln zu verteilen, mache natürlich am meisten Spaß. Und mit ganz viel Optimismus sei das vielleicht in zwei Jahren schon wieder möglich, sagte er mit Blick auf den geplanten Neubau.

Verfasser: Benjamin Schwärzler, Westallgäuer

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